2019 wechselten für 110,7 Millionen US-Dollar Claude Monets „Meules« bei Sotheby’s die Hände. Gemessen an den 450,3 Millionen US-Dollar, die 2017 bei Christie’s für Leonardo da Vincis »Salvator Mundi« hingeblättert wurden, sieht der Vater des Impressionismus gleichwohl alt aus. Peanuts sind selbstredend beide Verkaufserlöse nicht. Ehrfurcht flößen sie allerdings Otto Normalverbraucher mitnichten ein. Vielmehr stoßen solche Unsummen bei ihm auf Abscheu und Kritik. Seines Erachtens wäre das Geld in Sozialprojekten weit besser aufgehoben. Insofern überrascht es nicht, dass die Kunstwelt seit geraumer Zeit mit bezahlbarer Kunst das Interesse des gemeinen Mannes wecken will. Erschwingliche Kunst von heute kann sich schließlich als unbezahlbarer Schatz von morgen entpuppen. Und: Bei einer globalen Marktgröße von 64,1 Milliarden Euro gibt es allemal noch Luft nach oben.
Quelle: General Public auf Twitter
Auslaufmodell Galerie: General Public
Portia de Rossi gilt gleich ihrer Ehefrau Ellen DeGeneres als passionierte Kunstsammlerin. Den wenigsten dürfte allerdings bekannt sein, dass die Schauspielerin seit Mai 2018 auch als erfolgreiche Unternehmerin von sich reden macht und sich in ihrer Rolle als Chefin von General Public quasi zur Kunstmäzenin gemausert hat. Künstler mit lediglich 5 Prozent am Verkaufserlös zu beteiligen mag auf den ersten Blick gemessen an den 40 bis 50 Prozent, die Galerien ihren Protagonisten einräumen, wie ein Armutszeugnis anmuten. Dafür ist aber bei General Public eine ansehnliche Skalierung drin. So dürfen die vertretenen Künstler mit einer Auflage von bis zu 500 Stück ihrer Werke rechnen. Und ja, daraus erhellt unweigerlich, dass es bei General Public um hochwertige Repliken einzigartiger Kunstwerke* geht.
Synograph nennt sich jener spezielle 3-D-Druck, den Portia de Rossi zusammen mit Fujifilm entwickelt hat. Das Druckverfahren erlaubt es, jene physische Textur eins zu eins einzufangen, die jedem Gemälde eigen ist und das Original zu einem unverwechselbaren, besonderen Erlebnis* macht. Zwar ersetzt ein Synograph mitnichten das Originalwerk, er ist aber um Klassen besser als die flache, emotionslose Druckgrafik.
Quelle: Portia de Rossi auf Twitter
Für eine solche Mischung aus Malerei und Druckgrafik sind zwischen 500 und 4000 Dollar zu berappen. Feilgeboten werden die Synographen auf der Website von General Public. Durch die Zusammenarbeit mit Restoration Hardware (RH) gebietet General Public mittlerweile über nahezu vier Dutzend Gemälde der Künstler Paul van Rij, Kali Sanders, Seb Sweatman und Koen Lybaert. Jene Glücklichen sind nicht länger auf Gedeih und Verderb vom Wohlwollen der Galeristen abhängig. Vielmehr öffnet die Demokratisierung der Kunstwelt* von General Public Künstlern den Zugang zu einer neuen Kunstgemeinde, die sich nach bezahlbarer Kunst online umtut und sich aus ihrem schmalen Budget kein Gewissen zu machen braucht.
Kunstinvestition leicht gemacht: Maecenas
Um eine Demokratisierung der Kunst ganz anderer Art geht es dem Online-Marktplatz Maecenas. Benannt nach Gaius Maecenas, dem allbekannten römischen Mäzen der Künste, ist es erklärte Absicht der Plattform, durch die Tokenisierung Kunst online kaufen zu können, die für gewöhnlich den Ultrareichen vorbehalten ist. Wer also etwa Interesse an Andy Warhols 14 Small Electric Chairs hat, sichert sich über den Erwerb eines Tokens auf Maecenas einen Anteil am Meisterwerk des 1987 verstorbenen Amerikaners. Oder um es noch deutlicher zu sagen: Jeder Asset-Token entspricht einem Anteil am Kunstwerk. In anderen Worten handelt es sich bei Maecenas um die erste Blockchain-basierte Plattform, die den Wert eines Kunstwerks auf digitale Einheiten, genannt Token, herunterbricht und damit den uneingeschränkten Handel des Anteils am Kunstwerk auf allen Börsen erlaubt, an denen der Token gelistet ist.
Quelle: Maecenas auf Twitter
Nachdem die Blockchain-Token von Maecenas dem ERC20-Protokoll von Ethereum genügen, darf der Erwerb und Handel mit ihnen als sicher eingestuft* werden. Hinzu kommt, dass sämtliche Kunstwerke, die Kunstbesitzer auf Maecenas platzieren, einen Due-Diligence-Prozess durchlaufen, ehe sie zum Handel freigeschaltet werden. Und die Gebühren können sich allemal sehen lassen. Während traditionelle Auktionshäuser eine Provision von bis zu 25 Prozent des Verkaufspreises einstreichen und sich Galerien den Verkauf eines Kunstwerks gar mit bis zu 50 Prozent vergüten lassen, kassiert Maecenas von Käufern 1 Prozent und von Verkäufern 8 Prozent als Gebühr. Zudem sind Lagergebühren dem Online-Marktplatz so fremd wie Sperrfristen. Im Lichte solcher Kostenargumente ist die Versuchung naturgemäß groß, Kunst zu kaufen.
Weit gefehlt, zu glauben, dass Maecenas bloß wie geschaffen für den High Net Worth Investor ist, der scharf auf eine Diversifizierung seines Portfolios* ist, gleichzeitig aber bedingt durch die vergleichsweise geringe Investitionssumme als Kandidat für einen Kunstfonds ausscheidet. Auch oder namentlich Galerien dürften einen Blick auf den Online-Marktplatz riskieren. Dies dann, wenn beispielsweise eine 3-Millionen-Dollar-Investition ansteht. Anstatt also herzugehen und die Warhol-Sammlung mit einem 3-jährigen Darlehen zu einem Jahreszinssatz von 13,5 Prozent aufzustocken, beschafft sich die Galerie Gelder von Investoren, indem es ein paar ihrer Kunstwerke für eine einmalige Gebühr von 8 Prozent auf Maecenas listet. Damit spart sich die Galerie Gebühren von mehr als 400.000 Dollar.
Auf Kunststudenten abonniert: Studentenkunstmarkt
Gut möglich, dass alle Welt mit Kunstsupermarkt* vornehmlich Kunsthochschulen assoziiert. Wer sich finanziell nicht verausgaben will, wird schließlich nicht nach etablierten Künstlern Ausschau halten, sondern sich wohlweislich mit aufgehenden Sternen ins Benehmen setzen. Zu verurteilen ist der Studentenkunstmarkt deshalb aber noch lange nicht. Im Gegenteil. Was Erich Reich 2019 als Leipziger Betriebswirtschaftsstudent begonnen hat, kann sich mittlerweile unstreitig sehen lassen. Hatte die Online-Plattform 2021 noch lediglich 1700 Arbeiten von Kunststudenten aus aller Herren Länder im Repertoire, darf der Kunstliebhaber aktuell aus 2251 Kunstwerken seine Wahl treffen. Tendenz steigend.
Bekanntlich ist aller Anfang schwer. Diese Erfahrung musste auch Reich machen. Schließlich hatte er zu Beginn bloß die Studenten der sächsischen Kunsthochschulen, der UdK Berlin und der Kunsthochschule Berlin-Weißensee an Bord. Zu sehr war der Galerist als Karrieresprungbrett* in den Köpfen der Kunststudenten verankert, als dass sie sich durch einen Auftritt auf dem Studentenkunstmarkt leichtfertig mögliche Animositäten einhandeln wollten. Dass Online-Plattformen dem stationären Kunsthandel den Rang ablaufen würden, wäre zwar auszuschließen, um die Gunst der Kunstliebhaber buhlen sie aber allemal. In der Tat entbehren die Bedenken der Kunststudenten auch nicht jeder Grundlage, wenn sie ihre Unikate als große Unbekannte der Szene zum Spottpreis feilbieten. Gleich Verlegern könnten nämlich Galeristen versucht sein, ihren Hass auf Onlineforen an den Abgängern von Kunsthochschulen abzureagieren. So ist es denkbar schwer, als Selbstverleger je noch die Gunst von Publikumsverlagen zu gewinnen, nachdem diese den Selbstverleger seit jeher als öffentlichkeitssüchtigen Ruheständler oder gelangweilte Hausfrau brandmarken und ihm jede Form des Talents absprechen.
Wie es der Zufall wollte, lehrte 2020 COVID-19 alle Welt das Fürchten und rief einen unnötigen Lockdown nach dem anderen auf den Plan. Dies führte dazu, dass an den deutschen Kunsthochschulen mit Rundgängen und Jahresausstellungen Knall auf Fall Schluss war und die Kunststudenten keine Beziehungen mehr zu potenziellen Förderern* knüpfen konnten. Und just da kam Reichs Studentenkunstmarkt allen vormaligen Kritikern zupass. Mit den ersten Online-Verkäufen war denn auch die Sache geritzt und Reichs Idee nicht länger verpönt.
Quelle: urbanite Leipzig auf Twitter
Wer sich mit der Absicht trägt, Kunst von Kunststudenten zu kaufen, sollte wenigstens ein paar Hundert Euro im Portemonnaie haben. Ab und an werden für ein Unikat auch 5000 Euro verlangt. Die ungebührlich hohe Provision von Galeristen kennt die Plattform jedenfalls nicht. Vielmehr werden die vergleichsweise geringen Provisionen erst fällig, wenn sich die Werke des Künstlers in der Tat auch verkaufen. Und dies trifft offenbar zu. Widrigenfalls hätten 2020 nicht 10 der gezeigten Künstler in Galerien ihre neue Heimat gefunden. Veranstaltungen wie jene im September 2021 in den Leipziger Pittlerwerken, in denen unter anderem Gemälde von Fynn Kliemann gezeigt wurden, tun ein Übriges.
* Unbezahlter Weblink (Eigenwerbung)
Disclaimer:
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