Drei Viertel der auf 175.000 Stück limitierten Serie der ersten Schweizer Krypto-Briefmarke waren bereits am 25. November 2021, dem Tag ihrer Lancierung, verkauft. Bei einem Taxwert von 8,90 Franken erzielte ein seltenes Exemplar der Swiss Crypto Stamp mit dem Matterhorn und dem Mond vor blauem Hintergrund auf der Auktionsplattform Ricardo nur unwesentlich später einen Verkaufserlös von 37.500 Franken. Geschuldet ist dieser Hype um Crypto stamps allerdings nicht der Schweizerischen, sondern der Österreichischen Post.
Quelle: Stampextras Philatelics auf Twitter
NFT-Philatelie läutet neue Ära ein
Längst sind Non-Fungible Token (NFTs) in aller Munde. Mitunter wechseln die fälschungssicheren digitalen Kunstwerke* für Millionenbeträge die Hände. Neben Bildern werden seit geraumer Zeit auch Grundstücke und Tweets im NFT-Format feilgeboten. Und seit dem 11. Juni 2019 sind dank der Österreichischen Post selbst Briefmarken mit von der Partie.
Bei einem Ausgabepreis von 6,90 Euro und einer Gesamtauflage von 150.000 Stück löste das Einhorn, das Motiv der ersten Crypto stamp, buchstäblich über Nacht einen Run auf die NFT-Philatelie* aus. Regelrecht wie Pilze schossen die Krypto-Einsteiger aus dem Boden. Postgesellschaften aus aller Herren Länder versuchten, sich ein Stück vom NFT-Kuchen abzuschneiden. Am durchschlagenden Erfolg der Österreichischen Post vermochte bis dato allerdings kein Mitstreiter anzuknüpfen. Über ein Leopold Museum oder NFT-Plattformen wie LaCollection und Tokapi gebietet halt nun mal nicht jeder, um aus der Kooperation Nutzen ziehen zu können.
Regelmäßig zwingt eine herkömmliche Crypto stamp erst zum Kauf der analogen, physischen Briefmarke, ehe die Ethereum-Blockchain den Zugriff auf den digitalen Zwilling erlaubt. Im Prinzip besteht also eine Krypto-Briefmarke aus zwei Teilen. Während der eine Teil schlicht und einfach den Versand von Briefen und Paketen innerhalb der EU ermöglicht, liefert der andere Teil die Zugangsdaten zur digitalen Geldbörse von Ethereum, der sogenannten Wallet. Ebendie lässt sich über einen biederen QR-Code aufrufen, womit einem stundenlangen Betrachten der digitalen Briefmarke nichts mehr im Weg steht.
Gleich klassischen Briefmarken bieten sich auch die Crypto stamps der Post zum Handel und Tausch an. Immerhin sind die Nutzungsrechte an den digitalen Ausgaben problemlos übertragbar.
Digitalkünstler mischen mit
Das Echtheitszertifikat der NFTs* ist vornehmlich dann von Belang, wenn es sich bei den Krypto-Briefmarken um echte Kunstwerke namhafter Digitalkünstler handelt. Mit einer Neuinterpretation der Merkur-Zeitungsmarken von 1851 hat die Österreichische Post am 1. Juli 2022 den Startschuss zu dieser sogenannten Crypto stamp art (CSA) gegeben.
Quelle: Tokapi auf Twitter
Naturgemäß steht bei digitalen Kunstwerken der Sammelcharakter* im Vordergrund. Dementsprechend gibt es bei CSA erst die digitale Variante, ehe die analogen Briefmarken per Post nachgereicht werden.
Auch die digitale Aufmachung der historischen Briefmarke wird ihrem Nimbus gerecht. Während die zinnoberrote Merkur-Zeitungsmarke ob ihrer Seltenheit an Wert kaum zu überbieten ist und zweifelsohne zu den bedeutendsten Briefmarken Europas zählt, verspricht der renommierte österreichische Digitalkünstler PR1MAL CYPHER, der in einer Reihe mit Marcin Glod steht und für den Comicbuchverlag Marvel arbeitet, einen nachhaltigen, unschätzbaren Wert der NFT-Kollektion. Ebenjene orientiert sich bei ihren je zwei 85-Cent- und 100-Cent-Briefmarken in der Farbgebung mit Rosé, Blau, Gelb und Zinnoberrot an der historischen Vorlage.
Vertrieben wird der Kunstgenuss in Form von digitalen Sammelboxen. 2500 Stück dieser CSA-Mystery-Boxen stehen am Start. Jede einzelne von ihnen wartet mit vier Non-Fungible Token auf, deren Farben dem Zufall überlassen bleiben. Dafür erhalten die Käufer dieser digitalen Boxen samt und sonders eine streng limitierte Sammelkarte, die sich zweiteilen lässt. Während die rechte Seite einen Abdruck des Kunstwerks zum Besten gibt, taugt die linke Seite zum Gebrauch als herkömmliche Briefmarke.
Der Erfolg hat viele Väter
• Digitaler Kunstkauf mit Tokapi leicht gemacht
Philatelisten, Kunstfreunde und Kryptofans, die Blut geleckt haben und denen die Finger nach Crypto stamp art jucken, bedürfen absolut keiner technischen Spezialkenntnisse, um sich mit CSA der Österreichischen Post eindecken zu können. Immerhin zeichnet für den Verkauf der digitalen Briefmarken der von drei Österreichern gegründete NFT-Marktplatz Tokapi verantwortlich, der den einfachen Erwerb von NFTs mit herkömmlichen Zahlungsmitteln erlaubt. Der vertraute Umgang mit Krypto und Wallet ist sohin mitnichten unabdingbar, um als NFT-Sammler von sich reden machen zu können.
Quelle: Tokapi auf Twitter
Der Erfolg gibt dieser Vertriebsphilosophie recht. Immerhin haben sich ohne technische Hürden bereits drei Tage nach dem Verkaufsstart 364 CSA-Mystery-Boxen verkauft. Und dies, wiewohl zur Stunde auf dem Kryptomarkt Eiszeit herrscht und sich faktisch keine Sau um Bitcoin, Ethereum & Co reißt.
• Sammlerleidenschaft richtig wecken
Selbstredend ist es mit dem Abbau der Zugangshürden allein nicht getan. Es beginnt schon mal damit, dass NFTs von Haus aus nicht spekulativ sind. Immerhin taugt ihr unverrückbarer Nominalwert zum praktischen Postversand. Davon dürften sich Briefmarkenfreunde und Kunstliebhaber freilich wenig beeindruckt zeigen. Ihnen ist es schließlich seit alters vornehmlich um den Kunstgenuss zu tun. Mit der Verpflichtung einschlägiger Größen der digitalen Kunstszene ist dieser Auflage unter Garantie Genüge getan. Richtig entfacht wird die Sammlerleidenschaft nichtsdestotrotz erst durch den Spielcharakter*, der zum Wesen von CSA gehört.
Kritiker mögen das Spiel mit der Psychologie des Sammlers durchaus als miese Verkaufsmasche abtun, endlich aber ist Fakt, dass mit dem Kauf der Katze im Sack der Rubel rollt. Die Sache ist also schlicht die: Ob eine Crypto stamp einen Wert hat oder eine Crypto stamp zur Wertsteigerung* taugt, entzieht sich der Kenntnis des Käufers. So ist für jede Briefmarke online eine bestimmte Farbe hinterlegt, die je nach Seltenheitswert dem digitalen Zwilling einen entsprechenden Geldwert beimisst. Die Crux dabei ist halt, dass sich dieser Geldwert erst nach der Aktivierung des digitalen Zwillings in der Ethereum-Blockchain zeigt.
Heißt also im Klartext: Entpuppen sich die neuen Crypto stamps als schwarze Massenware, hat der Kunstliebhaber unstreitig Nieten gezogen, die schon mal unter dem Nominalwert über den Ladentisch gehen, nachdem etwas mehr als die Hälfte der jeweiligen Neuauflagen in diese Kategorie fallen. Grüne Crypto stamps sind mit einer Distributionshäufigkeit von rund 27 Prozent schon besser bedient, während für blaue Crypto stamps rund 13 Prozent der Neuauflagen reserviert sind. Finanziell interessant werden allerdings erst die gelben Crypto stamps. Eine Häufigkeit von rund 7 Prozent sorgt regelmäßig für Verkaufserlöse, die über dem Ausgabepreis liegen. Auf Wolke sieben schweben Spekulanten freilich ausschließlich mit roten Krypto-Briefmarken. Angesichts einer Seltenheit von exakt 1 Prozent ist der Sekundärmarkt durchaus willens und bereit, schon mal 300 bis 1000 Euro zu zahlen. Insofern müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn ein roter Glücksbringer dem stolzen Besitzer kein Lächeln ins Gesicht zaubert.
* Unbezahlter Weblink (Eigenwerbung)
Disclaimer:
Dieser Artikel dient lediglich Informationszwecken und stellt weder eine Anlageberatung noch eine umfassende Aufklärung über die Risiken beim Kauf, Verkauf und Halten von Finanzprodukten dar. Der Verfasser haftet nicht für etwaige Verluste, die einer Umsetzung der Gedanken und Ideen des Artikels geschuldet sind.
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