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  • Collin Coel

Onlinedating: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Schätzungen zufolge soll 2024 das Onlinedating in Deutschland rund 235 Millionen Euro abwerfen. Insofern verwundert es nicht weiter, dass sich 2021 rund 9 Millionen Deutsche im Onlinedating versuchten. 60 Prozent von ihnen erfreuten sich dadurch einer festen Beziehung. Das Gelbe vom Ei ist die Internetverkupplung deshalb jedoch längst nicht.


Liebespaar getrennt durch Smartphone auf rosaroter Wolke

Quelle: freepik auf Freepik | Designed by Freepik


Onlinedating kennt kein Alter


Es versteht sich beinahe von selbst, dass Onlinedating vornehmlich was für die Jungen ist. Allerdings entdecken immer mehr Deutsche mittleren Alters das Onlinedating für sich. So sahen sich 39 Prozent der 30- bis 49-Jährigen wenigstens schon einmal am Onlinedating-Markt um. Und in der Altersklasse ab 65 haben immerhin noch 16 Prozent online Kontakte geknüpft. Während also das Alter in der Liebe keine Rolle spielt, sind lediglich ein Viertel der Frauen fürs Onlinedating zu haben. Gemessen am Drittel der Männer, das sich für virtuelle Dates ausspricht, sieht das zarte Geschlecht damit alt aus.


Wer mit Onlinedating Erfahrungen gemacht hat, zählt in Deutschland für gewöhnlich zu den kostenpflichtigen Nutzern von Parship, Tinder, LOVOO und Badoo. 470.000 deutsche Unique User versuchten im November 2021 mit Parship ihr Glück. Mit 390.000 Unique Usern schnitt Elitepartner, die Nummer 2 der großen Online-Partnervermittlungen, nur unwesentlich schlechter ab. Mit den Nutzerzahlen der Dating-App Tinder können gleichwohl beide Partnervermittlungsagenturen* nicht mithalten. Immerhin vermochte Tinder in Deutschland im Jänner 2022 mit rund 2,1 Millionen iOS- und beinahe einer halben Million Android-Nutzern aufzuwarten.


Swipen ist nicht alles


Spätestens seit Tinder 2012 den Onlinedating-Markt aufgemischt hat, haben Verwandte, Bekannte und Freunde in Sachen Partnervermittlung* nichts mehr zu melden. Dennoch: Es klingt einfach zu schön, um wahr zu sein. Bei Interesse an einem Profil wischt der User nach rechts, bei Desinteresse nach links. Und wischen respektive swipen zwei Nutzer einander nach rechts, haben sie ein Match und dürfen miteinander chatten.


Tinder

Quelle: Solen Feyissa auf Pixabay


Die Crux an diesem simplen wie gleichermaßen genialen Tinder-Konzept ist bloß, dass das Onlinedating erfolglos bleibt. Zumindest im Gros der Fälle. So kann man es einem Studenten nicht verdenken, wenn er nach 10.000 Swipes und zwei Dates ohne Sex die Nase gestrichen voll hat von Tinder. Überhaupt ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann an einer Frau Gefallen findet, rund sechsmal so hoch wie umgekehrt. Stellt die holde Weiblichkeit also zu hohe Ansprüche? Oder mangelt es schlicht und einfach an vorzeigbaren Mannsbildern auf Tinder?


Womöglich trifft weder das eine noch das andere zu und hält sich bei Onlinedating die Erfolgsquote allein deshalb in Grenzen, weil den Liebeshungrigen das sogenannte Auswahlparadoxon* einen Strich durch die Rechnung macht. Wer sich also gleich Hollywoodstars wie der Hecht im Karpfenteich vorkommt und buchstäblich die Qual der Wahl hat, entscheidet sich paradoxerweise für überhaupt niemanden. Oder wenn schon nicht das, so wird eine bildhübsche Frau jedes Zniachtl ungeniert von der Bettkante stoßen, wenn sie sich des Ansturms von Muskelprotzen kaum erwehren kann. Vom Auswahlparadoxon weiß die Psychologin Pia Kabitzsch, die erwiesenermaßen als Tinder-erprobt gilt, jedenfalls ein Lied zu singen. Immerhin wurde sie aus unerfindlichen Gründen nach einer angeregten Unterhaltung mit ihrem berückenden Date mit einem Mal geghostet. In anderen Worten hat ihr Traummann alle Verbindungen gekappt und sie aus seinem Leben kurzerhand verbannt. Dass mit Onlinedating à la Tinder die Gefahr einer emotionalen Achterbahnfahrt dräut, sollte damit klar sein.


Wenn Partnerbörsen Abonnenten verarschen


Weit gefehlt, zu glauben, dass schlechte Erfahrungen auf Dating-Apps beschränkt bleiben. So steht Onlinedating generell im Ruf, Schauplatz von Lug und Trug zu sein. In der Tat sind auch 61 Prozent der Frauen und 51 Prozent der Männer bereits einmal Opfer eines Fake-Profils* geworden. Was aber unter Garantie mehr wiegt, ist eine lausige Geschäftspolitik der Partnerbörsen.


Junge attraktive Frau in Bauchlage ihr Smartphone im Visier

Quelle: 99mimimi auf Pixabay


»Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single.« Mit diesem eindringlichen Werbeslogan geht Parship auf Kundenfang. Und ließe sich für 4 Tage Partnervermittlung 394 Euro einhändigen, hätte sich der Europäische Gerichtshof nicht beizeiten quergestellt.


Die Sache ist schlicht die: Eine Parship-Kundin will 4 Tage nach dem Abschluss ihres einjährigen Premiumabos von ihrem Widerrufsrecht Gebrauch machen und sich vorzeitig ihrer Mitgliedschaft entledigen. Von den 524 bezahlten Euro erstattet ihr Parship allerdings nur 130 Euro zurück. Zu wenig für einen halbstündigen Persönlichkeitstest und erste Partnervorschläge*. Zumindest nach Ansicht der Kundin, die die Rückerstattung des Gesamtbetrags fordert.


900 ähnliche Klagen gegen Parship liegen dem Amtsgericht Hamburg vor, das über das Ansinnen besagter Kundin zu befinden hatte. Es überrascht deshalb nicht weiter, dass ebendiesem nach einer EuGH-Grundsatzentscheidung der Sinn stand. Fazit: Parship hat bloß Anspruch auf die anteiligen Kosten für die 4 Tage Mitgliedschaft.


Worauf es beim Onlinedating ankommt


• Sich der 6 No-Gos bewusst sein


Es mag durchaus sein, dass 300 US-Studenten zur Klärung von Beziehungsfragen nicht hinreichen. Namentlich wenn sie im Schnitt bloß 22 Jahre alt sind und lediglich die Hälfte von ihnen in festen Händen ist. Fakt ist jedenfalls, dass das Team um Zsófia Csajbók von der Karlsuniversität in Prag durch die Befragung besagter Studenten auf sechs Beziehungskiller* stieß: die Gleichgültigkeit, die Ungepflegtheit, die krankhafte Eifersucht, das Suchtverhalten, die Antriebslosigkeit und die sexuelle Freizügigkeit.


• Mittels Fragen Interesse bekunden


Für die Verhaltensökonomin Francesca Gino von der Harvard University ist hinwiederum ein Dating von Erfolg gekrönt, wenn sich der Partner nicht zu schade ist, Fragen zu stellen. Je mehr er nachfragt, desto mehr Interesse am Gegenüber signalisiert er. Belegt hat die Wissenschaftlerin ihre Behauptung unter anderem im Laborversuch mit rund 400 Probanden. An ihnen war es, 15 Minuten lang via Instant Messaging zu chatten und sich über den jeweiligen Chat-Partner ein Urteil zu bilden. Fazit: Wer viel fragte, galt als einfühlsam und verständnisvoll und wurde dementsprechend mit hohen Sympathiewerten bedacht.


Liebespaar in Winterkleidung mit roten Luftballons

Quelle: StockSnap auf Pixabay


• Mit Körperhaltung punkten


In einer abgedroschenen Redensart heißt es: Der Teufel steckt im Detail. Da ist was dran. Zumindest wenn man Tanya Vacharkulksemsuk von der University of California in Berkeley Glauben schenkt. Ihre wissenschaftlichen Studien belegen, dass mit der richtigen Körperhaltung die Erfolgschancen im Online- und Speeddating* um ein Bedeutendes steigen.


Nicht von ungefähr präsentieren sich Zelebritäten wie Miley Cyrus bei einschlägigen Showauftritten stets in perfekter Körperhaltung: mit aufrechtem Oberkörper, überschlagenen Beinen und den Armen auf den Armlehnen. Wer, so Vacharkulksemsuk, im Online- oder Speeddating nur wenig Zeit hat, sein Gegenüber von sich zu überzeugen, sollte sich tunlichst gleich der amerikanischen Sängerin und Schauspielerin für eine offene, raumfüllende Körperhaltung entscheiden. Damit ist ein Date um ansehnliche 27 Prozent auf Tinder & Co wahrscheinlicher.


* Unbezahlter Weblink (Eigenwerbung)

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