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  • Collin Coel

Im Namen der Wassernot: Wenn Visionäre Nägel mit Köpfen machen

Mit jährlich mehr als einer Milliarde Euro Fördergelder für internationale Wasserprojekte zählt die Bundesrepublik Deutschland unstreitig zu den großzügigsten Entwicklungshelfern. Nichtsdestotrotz werden auch 2030 noch geschätzte 1,6 Milliarden Menschen über kein sauberes Trinkwasser gebieten, wenn nicht mehr Länder in den Spuren der Deutschen wandeln und Wasser als Grundrecht erachten.


Schmutzige Hände unter Wasserhahn

Quelle: EnvironmentGo! auf Twitter


UNICEF – Wassersicherheit für alle


Alljährlich redet UNICEF am 22. März, dem Weltwassertag, den Ignoranten ins Gewissen. Wenn 2,2 Milliarden Menschen weltweit mit Schmutzwasser vorliebnehmen müssen, rund 450 Millionen Kinder gar vor Durst fast vergehen und lediglich etwa 69 Prozent der Schulen dieser Erde mit Trinkwasser aufwarten, erübrigen sich weitere Worte. Dass mit der dürftigen Wasserversorgung gleichzeitig die Wirtschaftsentwicklung der Länder auf der Strecke bleibt, ist ein offenes Geheimnis. So sind laut UN 34 der 46 ärmsten Länder in Subsahara-Afrika, wo es nachweislich 70 Prozent der Bevölkerung an Trinkwasser mangelt. Die Crux dabei: An sich wären zwei Drittel der Erde mit Wasser bedeckt, bloß trinkbar sind von den Wassermassen weniger als drei Prozent.


Es geziemt sich nicht, für die Wasserknappheit die Ursachen allein an der Standortfrage festzumachen. Immerhin ist der Klimawandel ein mindestens ebenso großer Übeltäter*, wenn nicht gar der um ein Bedeutendes größere. Immerhin entscheidet er über die Intensität, Dauer und Verteilung der Niederschläge übers Jahr. Mit welchen Wetterkapriolen der Klimawandel von sich reden macht, hat Afrika mit El Niño zur Genüge erlebt. Wechseln sich auch fürderhin extreme Dürreperioden mit sintflutartigen Regenfällen ab, dürften jene düsteren Vorhersagen stimmen, die 2040 nahezu jedem vierten Kind des Planeten ein Leben in einer extremen Dürreregion bescheinigen.


Ist erst mal die Kacke am Dampfen, bricht sich unweigerlich ein Circulus vitiosus Bahn, dessen Bändigung beileibe kein Leichtes ist. Bedingt durch den eklatanten Wassermangel darf sich freilich niemand wundern, dass die Betroffenen mit Toiletten nichts am Hut haben und gut 673 Millionen Hungerleider ihr großes Geschäft im Freien verrichten. Dass Mitmenschen endlich mit den Ausscheidungen in Berührung kommen und die mangelnde Hygiene tödlichen Krankheiten* wie Cholera Tür und Tor öffnet, liegt auf der Hand. Die über 400 Todesopfer im Südsudan seit dem Cholera-Ausbruch im Sommer 2016 sollten als mahnendes Beispiel für die verheerenden Auswirkungen des Wassermangels genügen.


Die Initiative »Wassersicherheit für alle« von UNICEF kommt insofern keinen Tag zu früh. 2021 wurde sie ins Leben gerufen. Im Lichte dessen überrascht es auch wenig, dass UNICEF allein 2020 106 Millionen Menschen, darunter 58 Millionen Kindern, zu sauberem Trinkwasser und ansehnlichen Sanitär- und Hygieneeinrichtungen verholfen hat. Spätestens damit können endlich blutjunge Äthiopier ihre acht Stunden für die Wasserbeschaffung schulischen Aktivitäten widmen.


Afrikanische Kinder mit Wasserbehältern auf dem Kopf

Quelle: Catholic Space Emperor auf Twitter


Deutschland – weiße Weste mit Flecken


Die Bundesrepublik ist für ihr großes Herz weithin bekannt. In der Tat kann sich die Entwicklungshilfe auch sehen lassen. Namentlich jene Länder mit dem größten Wasserstress haben es den Deutschen angetan. Wenn wie in der Mena-Region, also in Nordafrika und im Nahen Osten der Wasserverbrauch gemessen am Wasservorkommen unverhältnismäßig hoch ist, bedarf es der Hilfe der Deutschen. So flossen zwischen 2002 und 2019 967,9 Millionen US-Dollar nach Jordanien, 737,5 Millionen US-Dollar nach Marokko und 504,5 Millionen US-Dollar nach Tunesien. Gazastreifen und Westjordanland strichen immerhin noch 326,3 Millionen US-Dollar ein, während Ägypten für 312,6 Millionen US-Dollar gut war und sich Jemen immerhin noch satter 243,7 Millionen US-Dollar erfreuen durfte. Dass Jordanien dabei das größte Stück des Kuchens abbekam, hat einen simplen Grund. Jordanien zählt schlicht weltweit zu jenen Ländern mit dem größten Flüchtlingszustrom. Dies erhellt aus der Tatsache, dass 2021 etwa 10,5 Prozent der Bevölkerung des Landes Flüchtlinge waren.


Syrische Flüchtlinge: Mutter mit Tochter vor UNHCR-Zelten

Quelle: Gizmodo auf Twitter


Ungeachtet der redlichen Bemühungen um das Wohl Dritter hat auch Deutschland Dreck am Stecken. So kritisiert der Entwicklungshilfeausschuss der OECD, dass das Land längst nicht das geforderte Entwicklungshilfepotenzial von 0,15 Prozent des Bruttonationaleinkommens* ausgeschöpft hat. Hinzu kommt, dass die deutsche Bundesregierung weit davon entfernt ist, wenigstens 50 Prozent der Mittel für Wasser-, Sanitär- und Hygieneprogramme (WASH) den Ärmsten der Armen zuzuschanzen. In anderen Worten sind den Kritikern jene 23 Prozent bilateraler Entwicklungs-Bruttoleistungen ein Dorn im Auge, die Deutschland an Länder mit mittlerem Einkommensniveau geleistet hat.


charity: water – 9-Jährige als Vorbild


Nachdem die staatliche Hilfe offenbar nicht das Gelbe vom Ei ist, bedarf es zwingend privater Organisationen für sauberes Trinkwasser. Auch wenn charity: water bloß eine von vielen Hilfseinrichtungen sein mag, die der Wasserknappheit weltweit Herr werden will, gehört ihr Gründer Scott Harrison unstreitig zu den Pionieren der Trinkwasserversorgung.


Scott Harrison

Quelle: Fast Company auf Twitter


Ein Blick in seine Biografie verrät, dass seiner Wohltätigkeit ein wildes Nachtleben als Clubpromoter in New York City voraufging. Geprägt haben ihn endlich jene zwei Jahre, die er als freiwilliger Mitarbeiter von Mercy Ships in Liberia zubrachte. Wer wie er tagtäglich mit Armut, Ausgrenzung, Hunger und Krankheit konfrontiert ist, hält zwangsläufig bei sich Einkehr. Und wenn er gleich Harrison das schmutzige Wasser als Hauptschuldigen der Misere anderer Menschen ausmacht, muss sich zwangsläufig die Trinkwasserversorgung zum Kern seiner Mission mausern. Jedenfalls gründete Harrison 2006 die Non-Profit-Organisation charity: water und der Rest ist Geschichte.


370 Millionen US-Dollar hat charity: water bis 2019 eingesammelt. Aktuell sind es 111.709 in 29 Ländern der Welt verwirklichte Wasserprojekte, die die Lebensqualität von 15.477.279 Menschen dank umfassender Wasser-, Sanitär- und Hygieneprogramme entscheidend verbessert* haben. Monat für Monat erhalten weitere 44.343 Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser durch die Großzügigkeit der sogenannten Spring-Mitglieder. Bereits mit einer monatlichen Spende von 20 US-Dollar vermag ein Spring-Mitglied jährlich 6 Personen sauberes Wasser ins Haus zu liefern.


Auch wenn Charity Navigator und GuideStar in den höchsten Tönen von charity: water sprechen und der gemeinnützigen Organisation Bestnoten in Sachen Transparenz ausstellen, hat Harrisons Unternehmen rückblickend unstreitig durch das Engagement einer 9-Jährigen für weit mehr Schlagzeilen gesorgt.


Rachel Beckwith ist ihr Name. Sie war 2011 vom Wunsch beseelt, mit ihrer Spendenaktion bis zu ihrem neunten Geburtstag 300 US-Dollar für die Trinkwasserversorgung armer afrikanischer Dorfbewohner zu lukrieren. Erst hat das Mädchen sein Ziel verfehlt, dann ist es nur unwesentlich später bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Doch der Wunsch des Mädchens hat sich ungeachtet oder namentlich ob der schrecklichen Umstände erfüllt. Regelrecht wie ein Lauffeuer hat sich der Geburtstagswunsch der Kleinen verbreitet. Fazit: Spender aus aller Herren Ländern haben endlich Rachel Beckwith posthum zu einer Spendensumme von 1.265.823 US-Dollar verholfen, mit der 143 Wasserprojekte finanziert werden konnten.


HANS Premium Water – Milliardär in Geberlaune


Geschichte auf ganz andere Art macht Manoj Bhargava, der Gründer von 5-hour Energy. Er plant, im kommenden Jahrzehnt Wasserreinigungssysteme im Wert von einer Milliarde US-Dollar an Bedürftige zu verschenken.


Manoj Bhargava

Quelle: OutlookLeadership auf Twitter


Bhargava ist bekannt dafür, wie kein Zweiter auf Nützlichkeit bedacht zu sein. Gerade sie kommt ihm aber auch als Philanthrop ungemein zupass. So hat Bhargavas Stage 2 Innovations Labor mit dem HANS Premium Water Gerät wohl wie seit 50 Jahren nicht mehr die Wasseraufbereitung aufgemischt. Die bahnbrechende Erfindung im Spülmaschinenformat klärt Wasserunreinheiten und vermag ein komplettes Gebäude mit Trinkwasser zu versorgen. Während also andere Trinkwasserpioniere Brunnen bohren, steht dem gebürtigen Inder der Sinn nach einer Wasseraufbereitung. Devise: Den Wassermangel gibt es nicht, bloß den Mangel an sauberem Wasser.


Nachdem sich Bhargava entschlossen hat, den Großteil seines Vermögens der Wohlfahrt zu widmen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass Stage 2 Innovations neben den HPW-Systemen auch andere Projekte in der Pipeline hat. Unter anderem ist es erklärtes Ziel der zwei Dutzend Mitarbeiter, Lösungen für die Bereitstellung von kostenlosem Strom und die Therapie von Alzheimer zu finden.


* Unbezahlter Weblink (Eigenwerbung)

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