Hochzeitsdetails entziehen sich für gewöhnlich nach und nach der Erinnerung, dafür bleibt der Moment der Verlobung regelmäßig fest im Gedächtnis. 80 Prozent der Verlobten heiraten innert eines Jahres. An sich ist die Ehe aber im Schnitt erst nach 3 bis 5 Jahren der Partnerschaft drin.
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Zweisamkeit: Jawort unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Die ElitePartner-Studie 2017 spricht eine klare Sprache. Ein Drittel der 6500 befragten Deutschen braucht keinen offiziellen Heiratsantrag, um in den Hafen der Ehe einzulaufen. Es genügt der gemeinsame Beschluss, fortan den Lebensweg zu zweit zu gehen. Und sollte der Antrag dennoch mit im Spiel sein, reicht 16 Prozent der Befragten eine spontane Eingebung ohne akribische Planung im Vorfeld. Auf breite Ablehnung stößt dafür ein Heiratsantrag vor versammelten Bekannten, Freunden oder Verwandten. Während sich damit aber immerhin noch 4 Prozent der Deutschen anfreunden können, ist ein Antrag bei Sport- und Kulturveranstaltungen via Bildschirm absolut verpönt. Was in Hollywood-Schinken mithin zu Tränen rührt, geht in Deutschland 99 Prozent der Heiratswilligen wider den Strich.
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Insofern ist es allemal geraten, das traute Heim zum Schauplatz seiner Heiratsavancen* zu erklären. Zumindest ist für 44 Prozent der Deutschen ein privater Rückzugsort die trefflichere Wahl als ein öffentlicher Schauplatz. Den Sand unter den Füßen spüren oder den Eiffelturm vor der Nase haben wollen nur 27 Prozent der Deutschen.
Gemeinsamkeit: Generation Z auf den Spuren der Tradition
Wenn junge Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren einen Heiratsantrag machen, darf in 53 Prozent der Fälle der Verlobungsring nicht fehlen. Für ein Drittel der Generation Z ist zudem der Kniefall des Mannes unverzichtbar, während für ein Fünftel gar erst die Einwilligung der Eltern die perfekte Verlobung abrundet. Es versteht sich beinahe von selbst, dass es Paaren im fortgeschrittenen Alter regelrecht wurscht ist, ob die Eltern ihr Amen zur Vermählung geben. Dafür schätzen reifere Paare umso mehr den gemeinsamen Beschluss, fortan offiziell Tisch und Bett zu teilen. Daran ändert auch die Tatsache herzlich wenig, dass es im Zeitalter der Emanzipation die Frau allen einschlägigen Klischeevorstellungen zum Trotz absolut in der Hand hat, den Stier bei den Hörnern zu packen und Nägel mit Köpfen zu machen. Insofern überrascht die Tatsache einigermaßen, dass 2016 noch 48 Prozent der deutschen Frauen den Heiratsantrag als Männerangelegenheit* betrachteten.
Womöglich wünschen sich 29 Prozent der Männer die Initiative der Frau auch bloß deshalb, weil sie sich dadurch auf denkbar einfache Weise des Erwartungsdrucks entledigen. Gewiss, für den Heiratsantrag Ideen zu sammeln ist wahrlich nicht jedermanns Sache. Garantie für die letztliche Vermählung ist aber selbst ein Jawort nicht. Abgesehen vom Zeugnisverweigerungsrecht leitet sich aus der Verlobung kein direkter Rechtsanspruch ab. Namentlich das sogenannte Kranzgeld, das Jungfrauen anno Tobak für ihren vorehelichen Geschlechtsverkehr bei einer Auflösung der Verlobung einstrichen, ist Schnee von gestern. Möglich ist es lediglich, gegebenenfalls Verlobungsgeschenke zurückzufordern.
Individualität: Den Zauber des perfekten Orts einfangen
Mit der Kopie von Filmvorlagen ist das Desaster faktisch Programm. Ein Heiratsantrag schreit nämlich nicht nach billigem Abklatsch, sondern nach Individualität. Er muss den Besonderheiten und Bedürfnissen des Partners Rechnung tragen*. Daraus erhellt, dass ein spektakulärer Austragungsort wie die luftige Höhe eines Heißluftballons oder Bungee Jumping von der Europabrücke, bei dem es mit 120 km/h 5 Sekunden lang 192 Meter in die Tiefe geht, eine Fehlanzeige ist. Eine Akademikerin, die im Stiegenhaus nach wenigen Stufen aus der Puste kommt, hat seit alters für einen romantischen Spaziergang mit Picknick weit mehr übrig.
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Wenn es also kein spektakulär mit Abenteuer aufgeladener Antrag sein darf, erfüllt ein bedeutungsvoller Schauplatz allemal die Auflagen. Der Ort der ersten Begegnung weckt ebenso romantische Erinnerungen wie der Polynesien-Trip, von dem beide Partner selbst Jahre danach noch in den höchsten Tönen sprechen. Und wenn die Partnerin, eine passionierte Tänzerin, seit alters davon träumt, einmal live als Zuschauerin das Blackpool Dance Festival zu erleben, bietet sich naturgemäß dieses Tanzspektakel für einen Heiratsantrag im Licht des Kerzenscheins eines Hotelzimmers an.
Kreative Köpfe dürften sich womöglich mit einer derart billigen Lösung des Problems nicht abfinden. Immerhin soll es auch einen Mann gegeben haben, der seiner Künftigen eine Halskette gebastelt hat, in der sich ohne ihr Wissen ein Verlobungsring verbarg. Erst ein Jahr später hat er seine Herzallerliebste über den verborgenen Schatz aufgeklärt, den Heiratsantrag also quasi offiziell gemacht.
Auch wenn fürs Gros der Paare Zaungäste unerwünscht sind, werden allfällige Kinder oder Hunde gern als Überbringer der frohen Kunde missbraucht. Ob angesichts des unverzichtbaren Trainings von Kleinkindern der Überraschungseffekt allerdings nicht flöten geht, bleibt dahingestellt.
Authentizität: Der Stimme des Herzens vertrauen
Auf das Bauchgefühl ist Verlass. Wenn sich die Verlobung richtig anfühlt*, kann faktisch nichts schiefgehen. Natürlich braucht es für den Heiratsantrag einen Text und nicht wenigen ist beim Heiratsantrag der Ring heilig. Während es aber vor zwei Jahrzehnten noch Usus war, dass sich beide Partner einen Verlobungsring an die linke Hand steckten, ist zur Stunde fast ausnahmslos nur noch die Frau Nutznießerin dieser noblen Geste.
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Natürlich hat nicht jeder Mann die 2,7 Millionen Euro zur Hand, die ein Ben Affleck für den Klunker von Jennifer Lopez hingeblättert hat. Als Faustregel gilt, ein Nettomonatsgehalt für den Solitär-Ring zu opfern. Genau genommen sind die Herren der Schöpfung im deutschsprachigen Raum aber von Haus aus um ein Bedeutendes knausriger unterwegs als ihre Pendants in den USA. Kaum ein Deutscher ist willens und bereit, 5000 Euro oder mehr für einen Verlobungsring zu berappen. Ja, das Gros der Mannsbilder in Deutschland bleibt gar unter 1000 Euro. Umgerechnet auf eine 50-jährige glückliche Ehe wäre ihnen damit jedes einzelne Ehejahr rund 5 Cent täglich wert. Zu haben ist freilich auch für dieses Minibudget der passende Diamantring in Weißgold, Gelbgold oder Silber.
Wer sich eine Ausgabe in Platin mit einem 1-karätigen Diamanten nicht leisten kann, hat allemal die Möglichkeit, mit einer gelungenen Rede den erwünschten emotionalen Mehrwert zu schaffen*. Bescheidene Damen dürften zwar bereits überglücklich sein, überhaupt die Frage »Willst du mich heiraten?« zu hören, an sich kennt aber eine solche Kurzversion des Heiratsantrags keinen Pardon. Niemand verlangt schließlich, dass sich ein Mann zum Affen macht und den Komiker heraushängt, der er mitnichten ist. Alles, was die Etikette verlangt, ist Authentizität. Mithin reicht es vollkommen, wenn sich in den wenigen gewählten Worten des Mannes die Wertschätzung seiner künftigen Ehefrau nachdrücklich bekundet. Mitunter fährt er damit gar wesentlich besser als mit bemühten Scherzen, die stets das Potenzial haben, einem in die falsche Kehle zu geraten.
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