top of page
Collin Coel

Kunstinvestment beileibe keine Domäne der Superreichen

Aktualisiert: 15. Sept.

Schätzungen des britischen Wirtschaftsprüfers Deloitte zufolge wird der Kunstmarkt bis 2026 auf mehr als 900 Milliarden US-Dollar anwachsen. Während aber die Nachfrage nach Kunst in den USA, in China und in Großbritannien kaum noch zu bremsen ist, hinkt Deutschland mit einem Marktanteil von gerade mal 2 Prozent nach wie vor deutlich hinterher. Namentlich als Geldanlage ist Kunst kaum gefragt. Dies ist umso bedauerlicher, als die Kunst seit jeher mehr als die Chance auf eine Wertsteigerung zu bieten hat und mitnichten nach einer prall gefüllten Brieftasche schreit.


Drei Frauen auf Bank in Museum zwei Schwarzweiß-Bilder betrachtend

Quelle: Alexas_Fotos auf Pixabay


Lebhafte Nachfrage: Mehrwert auch in Corona-Zeiten


Dem ist unstreitig so. Die Corona-Krise hinterließ ihre Spuren am Kunstmarkt und zwang Kunsthändler und Auktionshäuser zum Umdenken. Während der Kunstmarkt 2020 um 14,3 Milliarden US-Dollar auf 50,1 Milliarden US-Dollar einbrach und sich die Zahl der Transaktionen um 9 Millionen auf 31 Millionen verringerte, hat sich der Online-Kunst- und Antiquitätenmarkt gegenüber 2019 verdoppelt.


Kunst mag zwar bloß langfristig ein Bringer sein, dafür können dem Kunstmarkt im Unterschied zum Aktienmarkt Marktturbulenzen wie zur Stunde nichts anhaben. Insofern bietet sich Kunst geradezu als Portfoliodiversifikation* an. Zu bedenken gilt es lediglich, dass Kunst die Liquidität von Aktien und Anleihen fremd ist und es mithin Zeit braucht, um sie gegebenenfalls in bare Münze umzusetzen. Dass die Nachfrage nach Kunst in den vergangenen zwei Jahrzehnten dabei permanent zugenommen hat, hat einen einfachen Grund: Kunst hat stets einen emotionalen Mehrwert* im Gepäck. Ihr Käufer kann sich täglich an ihr erfreuen und aus dieser Freude seinen Nutzen ziehen. Die emotionale Rendite ist sohin garantiert, während die mögliche Wertsteigerung jeder Kunstkäufer als Bonus betrachten sollte.


Angebotsvielfalt: Fractional Art Investing neuester Schrei


Ein Patentrezept für den Kunstkauf ist selbstredend nicht zur Hand. Allein schon deshalb, weil es den einen Kunstmarkt nicht gibt* und sich etwa die Nachfrage nach zeitgenössischen Gemälden ganz grundlegend vom Markt für Ming-Vasen unterscheidet. In welche Künstler investieren also die Superreichen? Nachdem sich ihnen die Frage der Ressourcenknappheit nicht stellt, orientieren sie sich vornehmlich am persönlichen Geschmack. Oder am Risiko*, so es ihnen um eine nachhaltige Wertsteigerung zu tun ist. Schlagen sie etwa auf Auktionen, Kunstmessen oder Galerien zu, kriegen sie zwar ihr Wunschpaket, der nächste Banksy will aber erst entdeckt sein. Mit einem vergleichsweise geringen Risiko warten hingegen Blue-Chip-Künstler auf. Wer es sich also leisten kann und fürs Risiko nichts übrighat, bemüht sich um einen Jackson Pollock, einen Gerhard Richter, einen Jörg Immendorff oder einen Mark Rothko.


Mark Rothko

Quelle: Arte y más auf Twitter


Kunstliebhaber, die knapp bei Kasse sind, fahren trefflich mit einem hochwertigen Druck in limitierter Auflage. Für einen Giclée-Print in einer Auflage von maximal 25 Stück ist bloß ein Bruchteil des Originalpreises zu berappen und doch hat so ein hochwertiger Druck ein ansehnliches Wertsteigerungspotenzial*. Neben dieser Kunst für Einsteiger ist womöglich der Kunstfonds die beste Option, mit begrenzten Mitteln auf dem Kunstmarkt Fuß zu fassen. Zwar hält sich die Zahl der Kunstfonds mit weltweit weniger als 100 augenblicklich noch in Grenzen, mit The Fine Art Group mischt allerdings auch in Deutschland ein starker Vertreter der Zunft mit, der über viel Erfahrung im Kunstinvestment gebietet. Zu beachten gilt es, dass diese Kunstfonds nicht über konventionelle Broker zugänglich sind und zudem als geschlossene Fonds üblicherweise mit Mindesteinlagen einhergehen. Wer nicht gerade auf einen Private Account mit einer Mindesteinlage von 3 Mio. US-Dollar scharf ist, wird sich mit Co-Investments bei The Fine Art Group für eine Investitionsbeteiligung an Kunstwerken interessieren.


Apropos Investmentanteile an Kunstwerken: Fractional Art Investing nennt sich der jüngste Trend im Kunstkauf. Nachdem teure Kunstwerke für gewöhnlich ungleich höhere Renditen abwerfen als billiger Schrott, macht es durchaus Sinn, seine Ressourcen mit denen anderer Investoren zu bündeln, um mit einem Gemeinschaftskauf an die begehrte Ware zu kommen. Wem dieses Veranlagungskonzept* behagt, ist mit einem Blick auf Plattformen wie Masterworks oder Yieldstreet gedient.


An Börsen handelbare Exchange Traded Funds (ETFs) sind der Kunst zwar bis dato fremd, dafür machen neuerdings Non Fungible Token (NFTs) die Runde. Sie bürgen für die Einzigartigkeit digitaler Kunstwerke, womit ihrem Kauf und Verkauf nichts mehr im Wege steht.


Enormes Potenzial: Zeitgenössische Kunst schlägt S&P 500


85 Prozent der Vermögensverwalter halten es für opportun, ihren Kunden die Kunst als Geldanlage* zu empfehlen. Bei einem 40-Jahres-Hoch der Inflation ist der starke Inflationsschutz, den Kunstinvestments verbürgen, in der Tat auch eine Überlegung wert. Mehr noch aber erliegen die Vermögensverwalter dem Reiz der Rendite. Immerhin vermochte die zeitgenössische Kunst in den Jahren 1995 bis 2021 jährlich eine Rendite von im Schnitt 14,1 Prozent einzufahren, während der S&P 500 im gleichen Zeitraum lediglich auf eine durchschnittliche Jahresrendite von 9,9 Prozent kam. Gemessen an den Unwägbarkeiten, die der Kryptomarkt nach wie vor birgt, kann sich der stabile Kunstmarkt* mithin allemal sehen lassen. Insofern überrascht es nicht weiter, dass allein auf Masterworks kolportierte 380.000 Nutzer mit einem Gesamtvermögen von über 450 Mio. US-Dollar investiert sind.


Zeitgenössische Kunst im Chartvergleich mit S&P 500

Quelle: Alex & Books auf Twitter


Erfolgskonzept: Studium der Spielregeln unerlässlich


Welche Maler steigen im Wert? Wer darauf eine Antwort will, kommt nicht umhin, den Kunstmarkt akribisch jahrelang zu studieren. Mit ein paar Galeriebesuchen und flüchtigen Blicken in Kunstmagazine ist es mitnichten getan. Ein Gefühl für gute Kunst* schält sich mit der Erfahrung heraus. In ihr spiegelt sich der regelmäßige Austausch mit Kunstliebhabern auf Kunstmessen, Ausstellungen und Vernissagen ebenso wider wie das Studium einschlägiger Websites à la Artsy oder Artnet.


Mei Moses All Art Index 1950–2020

Quelle: Tom Hearden auf Twitter


Auch wenn ein Universitätsabschluss längst kein Garant für Meisterwerke ist, stehen von jeher Meisterschüler berühmter Künstler automatisch hoch im Kurs und haben es ungleich leichter, namhafte Gönner zu finden und in renommierten Galerien, Sammlungen und Museen vertreten zu sein. Um die akkurate Schätzung des Verkehrswerts* brauchen sich indes Kunstinteressierte nicht zu kümmern. Dafür gibt es genug Experten auf dem Markt. Sie reichen von Kunst- und Bankberatern über Museumssachverständige bis hin zu Auktionshäusern und spezialisierten Rechtsanwaltskanzleien. Des ungeachtet bleibt es jedem Kunstkäufer unbenommen, sich selbst ein Bild von der Preishistorie zu machen. Steigen die Preise eines Künstlers von Auktion zu Auktion, ist anzunehmen, dass sich der Trend fortsetzt. Und seit alters gilt: The trend is your friend. Nicht zuletzt liefert der Mei Moses Fine Art Index* brauchbare Anhaltspunkte für die Preisentwicklung am Kunstmarkt. Der von den New Yorker Professoren Jiangping Mei und Michael Moses entwickelte Index errechnet die jährlichen Renditen bedeutender Gemälde aus der Differenz zwischen dem Originalverkaufspreis und dem späteren Wiederverkaufspreis bei Sotheby’s und Christie’s.


* Unbezahlter Weblink (Eigenwerbung)


Disclaimer:

Dieser Artikel dient lediglich Informationszwecken und stellt weder eine Anlageberatung noch eine umfassende Aufklärung über die Risiken beim Kauf, Verkauf und Halten von Finanzprodukten dar. Der Verfasser haftet nicht für etwaige Verluste, die einer Umsetzung der Gedanken und Ideen des Artikels geschuldet sind.

9 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page